Der kleine Rote Traktor und das Sequenzkalkül

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Sequenzkalkül

Also ähnlich wie das Sequenzkalkül der AL nur mehr.

Problem: freie Variablen die gabs in der AL ja nicht. Wir ersetzten alle freie Variablen durch "Konstanten" also aus ψ(x1,...,xn)\psi(x_1, ..., x_n) wird zu ψ(c1,...cn)\psi(c_1, ... c_n)

Also nun erweitern wir die Signatur σ\sigma mit den Konstanten τ=σC\tau = \sigma \cup C und alle ψFO(τ)\psi \in FO(\tau) sind zunüchst erstmal frei.

Eine Sequenz ist dann wieder Γ    Δ\Gamma \implies \Delta und ist gültig wenn alle Modelle von Γ\Gamma mindestens auch eine Formel aus Δ\Delta erfüllt.

Axiome sind:

Alle Formeln der Form Γ,ψ    Δ,ψ\Gamma, \psi \implies \Delta, \psi sind Axiome (logischerweise)

Die Schlussregeln sind:

Ableitbarkeit

Eine Satz ψ\psi ist ableitbar aus einem Axiomssystem Φ\Phi (Φψ\Phi \vdash \psi), wenn eine endliche Teilmenge ΓΦ\Gamma \subseteq \Phi existiert mit Γ    ψ\Gamma \implies \psi

Eine Sequenz Γ    Δ\Gamma \implies \Delta ist ableitbar, wenn es eine ableitbare Sequenz gibt mit Γ,Γ    Δ\Gamma, \Gamma' \implies \Delta mit ΓΔ\Gamma' \subseteq \Delta

Eine Satzmenge Φ\Phi wo jeder Satz aus der Signatur ableitbar ist, heißt inkonsistent.

Jetzt wirds blöde: Vollständigkeitssatz

Φψ\Phi \models \psi gdw. Φψ\Phi \vdash \psi.
Φ\Phi ist genau dann konsistent, wenn Φ\Phi erfüllbar ist.

Kanonische Modelle und Herbrand

Herbrand-Strukturen sind bissle irritierend. Sie besitzten genau die Elemente der Terme der Signatur. Vergesst also die Bedeutung hinter den Zeichen.

Genauer: Eine Herbrand-Struktur zu der Signatur τ\tau (die min. ein Konstantensymbol erhält) ist eine τ\tau-Struktur H\mathfrak{H} Was ist im Universum drin: Alle Symbole (Grundterme) also für τ={+,1}\tau = \{+, 1\} z.B. {1,+}\{1, +\} Die Funktionen werden dann simple definiert fH(x1,...,xn)=fx1...xnf^\mathfrak{H}(x_1, ..., x_n) = fx_1 ... x_n Also wir schreiben die sachen einfach hintereinander. Für τ={c,f}\tau = \{c,f\} also z.B. c,fc,ffc,...c, fc, ffc, ...

Die Relationen machen wir ähnlich: Für eine Herbrand-Struktur H(Σ)\mathfrak{H}(\Sigma), wobei Σ\Sigma eine Menge von τ\tau-Sätzen ist.

RH(Σ):={(t1,...,tn)Rt1...tnΣ}R^{\mathfrak{H}(\Sigma)} := \{ (t_1, ..., t_n) \mid Rt_1...t_n \in \Sigma\}

Also wenn Σ\Sigma eine Kante RxyRxy enthält fügen wir die auch bei der Herbrand-Struktur hinzu.

Gleichheit ist aber noch nicht gegeben, da zwei gleiche Terme wie 2 = +11 zwar in der Struktur stimmen, aber nicht in der Herbrand-Struktur: 2 ist halt eben nicht Syntaktisch gleich zu +11.

Kongruenzrelationen

Wir bilden also jetzt etwas was wir schon aus DS kennen. Eine Kongruenzrelation. Wir fassen alle Terme die in der Struktur die gleiche Bedeutung haben zusammen zu einem Ding (genauer zu einer Kongruenzklasse). Z.B. 2,1+1,1+1+112, 1+1, 1+1+1-1 etc.

Die Kongruenzrelation \sim ist also eine Äquivalenzrelation auf AA.

Hierfür definieren wir: gilt a1b1,...,anbna_1 \sim b_1, ..., a_n \sim b_n:

  • fA(a1,...,an)fA(b1,...,bn)f^\mathfrak{A}(a_1, ..., a_n) \sim f^\mathfrak{A}(b_1, ..., b_n)
  • (a1,...,an)RA(a_1, ..., a_n) \in R^\mathfrak{A} gdw. (b1,...,bn)RA(b_1, ..., b_n) \in R^\mathfrak{A}

Und wir sagen [a]:={bAab}[a] := \{b \in A \mid a \sim b\} ist die Kongruenzklasse.

Aufpassen ab hier verwende ich wieder [][] als Kongruenzklasse und nichtmehr als Interpretations ausführung.

Faktorstrukturen

Was ist das jetzt schon wieder:

Wir haben jetzt alle Kongruenzklassen. Nun bündeln wir die Sachen zu einer Faktorstruktur A/\mathfrak{A} / \sim zusammen

Also das Universum ist nun {[a]aA}\{[a] \mid a \in A\}

Und wir definieren fA/([a1],...,[an])=[fA(a1,...,an)]f^{\mathfrak{A} / \sim}([a_1], ..., [a_n]) = [f^\mathfrak{A}(a_1, ..., a_n)] Genauso die Relation: ([a1],...,[an])RA/([a_1], ..., [a_n]) \in R^{\mathfrak{A} / \sim} gdw. (a1,...,an)RA{(a_1, ..., a_n) \in R^\mathfrak{A}}

Wir möchten jetzt Konzepte kombinieren

Wir haben Apple (Herbrand-Strukturen) und Pen (Faktorstrukturen) und möchten jetzt ApplePen machen.

Wir müssen aber trotzdem noch Sachen zu Σ\Sigma hinzufügen damit das Problem der Gleichheiten sich durch die Faktorstrukturen löst.

Hierfür

Eine Menge Σ\Sigma ist unter Substitution abgeschlossen, wenn für jede Formel ψ(x)\psi(x) und jede Grundterme t,tt, t' gilt:

  1. Σ\Sigma entählt t=tt=t
  2. Wenn t=tt=t' und ψ(t)Σ\psi(t) \in \Sigma dann auch ψ(t)Sigma\psi(t') \in Sigma

Wenn also jetzt Σ\Sigma (sonst erweitern wir Σ\Sigma halt) unter Substitution abgeschlossen ist, bilden wir eine Kongruenzrelation für die Herbrand-Struktur H(Σ)\mathfrak{H}(\Sigma) bilden: Für bel. t,tt, t' Grundterme setzten wir:

ttt \sim t' gdw. t=tΣt=t' \in \Sigma

Dann nehmen wir die Faktorstruktur von der Herbrand-Struktur mit der Äquivalenzrelation und bekommen unser tolles:

A(Σ):=H(Σ)/\mathfrak{A}(\Sigma) := \mathfrak{H}(\Sigma) / \sim

Das heißt dann das kanonische Modell

Für jeden atomaren Satz ψFO(τ)\psi \in FO(\tau) gilt: A(Σ)ψ\mathfrak{A}(\Sigma) \models \psi gdw. ψΣ\psi \in \Sigma

Wofür das alles

Wofür brauch man das: gar nicht. Es sei denn man will den Volständigkeitssatz beweisen. Wollen wir aber nicht wurde ja schon. Hierfür braucht man aber auch noch Hintikka-Mengen die vllt wann anders mal mache. Für die Klausur sind aber Faktorstrukturen und Herbrand-Struktur durchaus wichtig.

Jetzt aber weiter zu den wichtigsten Sätzen der Vorlesung:

LS \downarrow: Jede erfüllbare abzählbare Satzmenge, hat ein abzählbares Modell

Kompaktheitssatz der Prädikatenlogik:

Φ\Phi ist erfüllbar gdw. jede endliche Teilmenge von Φ\Phi erfüllbar ist.
Φψ\Phi \models \psi gdw. eine endliche Teilmenge Φ0Φ\Phi_0 \subseteq \Phi mit Φ0ψ\Phi_0 \models \psi existiert.

Und der zweite Löwenheim-Skolem:

LS \uparrow: Sei ΦFO(τ)\Phi \subseteq FO(\tau)

  1. Φ\Phi besitzt beliebig große Elemente (also für jedes nNn \in \mathbb{N} ex. A\mathfrak{A} mit A=n|\mathfrak{A}| = n). Dann hat Φ\Phi auch ein unendlich großes Modell.
  2. Wenn Φ\Phi ein unendlich großes Modell besitzt. Dann gibt es zu jeder Menge MM ein Modell DΦ\mathfrak{D} \models \Phi mit einem Universum das min. genauso Mächtig ist wie MM.

Zudem:

Sei A\mathfrak{A} eine unendliche Struktur. Dann gibt es ein B\mathfrak{B} mit AB\mathfrak{A} \equiv \mathfrak{B}, aber A≇B\mathfrak{A} \not\cong \mathfrak{B}

Nichtstandard-Modelle

Ein Nichtstandard-Modell ist elementar äquivalent, aber nicht isomorph. Dank Skolem wissen wir: Es gibt ein abzählbares Nichtstandard-Modell der Arithmetik N=(N,+,,0,1)\mathfrak{N} = (\mathbb{N}, +, \cdot, 0, 1)

Außer dem PCP ist die Prädikatenlogik damit durch.